Jeden Tag Wochenende

Jeden Tag Wochenende

Mein großes Vorbild ist eine Frau, die unglaublich stark, selbstständig und voll von verrückten Ideen ist, Sommersprossen, einen Affen und ein Pferd im Haus hat und sich die Welt macht, wie sie ihr gefällt.

Ich denke, jeder kennt das Gefühl aus dem Urlaub oder früher aus den Schulferien, wenn man komplett das Zeitgefühl verliert und nicht weiß, welcher Wochentag gerade ist. Man lebt von Tag zu Tag und es gibt nichts Unangenehmes in Aussicht, das Bauchgrummeln verursacht, keine Termine, die man eigentlich nicht wahrnehmen möchte und kein Freitag, dem man sich entgegensehnt.
Und so unbeschwert und zufrieden man sich in dieser Zeit auch fühlt, gut versteckt wartet trotz allem dieser gruselige erste Montag nach dem Urlaub, den Ferien oder dem Wochenende auf uns. Je näher er kommt, desto öfter denkt man an ihn.
Und irgendwann dachte ich mir, dass es doch nicht sein kann, dass man dieses unbeschwerte Gefühl nur im Urlaub hat. Davon gibt es nämlich viel zu wenig, wenn man den Urlaub und die Wochenenden entgegen der Arbeitswoche stellt.  
Und so setzte ich mir das Ziel für mein Leben, dieses Gefühl dauerhaft erreichen zu wollen, auch im Alltag.
Ich wollte nicht mehr wissen müssen, welcher Wochentag gerade war. Es sollte einfach keine Rolle mehr in meinem Leben spielen, weil ich mir jeden Tag die Welt machen möchte, wie sie mir gefällt.
Ich möchte nicht montags schon vom Ende der Woche träumen, nicht die ganze Woche nur auf den Freitag hinarbeiten, nicht nur für das Wochenende oder den Urlaub leben und ich möchte nicht Sonntagabend schon nur an den anstrengenden Montagmorgen denken. Ich möchte jeden Tag Freitag und jeden Tag Wochenende haben, egal, was der Kalender sagt. Ich möchte mich morgens auf den Tag freuen und abends auf den nächsten Morgen.

Und so trieb es mich immer mehr zur kreativen Selbstständigkeit, die mich diesem Ziel ein riesiges Stück näher brachte. Ich habe in den letzten Jahren meinen Teilzeitjob immer weiter reduziert bis zum Aushilfsjob und letztes Jahr habe ich diesen gekündigt. Seitdem habe ich jeden Tag Zeit für Petricor. Ich entscheide unabhängig vom Wochentag jeden Tag selbst, was ich wann und wo zu tun habe. Ich habe zum Beispiel auch  gemerkt, dass es für mich ein riesiger Unterschied ist, ob ich morgens früh aufstehen muss um als Angestellte zu einem Job zu müssen oder ob ich früh aufstehe und selbst entscheide, wann ich wo sein muss. Auch wenn ich für meine Selbstständigkeit sogar früher aufstehe und im Endeffekt jeden Tag fast um die gleiche Zeit im Atelier ankomme, weiß ich morgens, dass ich so lange Kaffee trinken darf, wie ich möchte und mir die Zeit zum Aufwachen nehmen kann, die ich brauche. Es fühlt sich an, als würde sich so der Alltag an meinen Körper anpassen und nicht andersrum. Ich habe also tatsächlich meinen wochentagslosen Alltag erreicht.

Natürlich bin ich trotzdem auch von Terminen und Bestellungen abhängig. Es fühlt sich aber weniger nach Verpflichtung an, wenn ich diese selbst bestimme. In den letzten Jahren habe ich auch gelernt, Anfragen, auf die ich keine Lust habe, einfach abzulehnen. Das fiel mir anfangs noch schwer.
Diese Freiheit durch die Selbstständigkeit beinhaltet auch, dass es in meinem Kopf durchgehend rattert, ich nie wirklich Feierabend habe und nur Urlaub machen kann, wenn jemand meinen Onlineshop in der Zeit weiterführt. Aber das ist für mich alles okay und das ist es mir wert. Es fühlt sich für mich nicht so negativ an, wie es für viele andere wahrscheinlich wäre.
Eine wochentagslose Woche bedeutet auch, dass ich oft Samstage und Sonntage im Atelier verbringe. Meine Arbeit ist aber auch mein Hobby, meine Leidenschaft, und dafür sind Wochenenden schließlich unter anderem auch da. Dass ich auch Pausen brauche und selbst dafür sorgen muss, wie und wann ich mir diese nehme, habe ich mit der Zeit gemerkt. Mir diese dann aber auch zu gestatten und zu nehmen, daran arbeite ich noch.

Ich bin meinem Vorbild in den letzten Jahren immer näher gekommen, denn ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. Und mein nächstes Ziel ist zu verinnerlichen und umzusetzen, was die Erschafferin meines Vorbilds so schön gesagt hat. „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“ Wie Recht Sie haben, Frau Lindgren.

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